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Hochwasserschutz und Rekultivierung: Baustelle an der Industriestraße

Auf dem Westfeld entlang der Industriestraße zwischen den Gemeinden Wackersdorf und Steinberg am See herrscht seit Anfang April wieder reges Treiben. In prominenter Lage sind die Arbeitsvorbereitungen und schweren Gerätschaften der Baufirma Kassecker auf dem sogenannten Westfeld-Damm von der Industriestraße aus gut beobachtbar. Zwei Baumaßnahmen treffen dabei aufeinander: Nachdem alle behördlichen Genehmigungen eingeholt waren, starteten die umfangreichen Arbeiten für einen wirksamen Hochwasserschutz in Wackersdorf und zur Rekultivierung des dritten und letzten Abschnitts im ehemaligen südlichen Wackersdorfer Braunkohle-Tagebaugebiet Westfeld durch Uniper.

Kurzübersicht:

Parallel zur Industriestraße investiert die Gemeinde Wackersdorf rund 1,8 Millionen Euro in einen zukunftssicheren Hochwasserschutz für die Mitte und den Süden von Wackersdorf. Die Baustelle in der Baustelle wurde von langer Hand gemeinsam von der Gemeinde und Uniper geplant, um einen harmonischen Fortgang der Arbeiten zu gewährleisten. Dazu Andreas Stake, Gesamtprojektleiter für das Gesamtprojekt von Uniper und Leiter des Unternehmensstandortes Wackersdorf: „Wir freuen uns sehr und es erfüllt uns ein wenig mit Stolz, dass wir für ein so großes und existenziell wichtiges, kommunales Bauvorhaben, wie den gemeindlichen Hochwasserschutz in Wackersdorf, die Planungen übernehmen durften und auch mit der Bauausführung beauftragt wurden. Es zeigt einmal mehr, dass sich Uniper und die Region in einem engen partnerschaftlichen Verhältnis gegenseitig unterstützen und auf nachhaltige Ergebnisse setzen. Dafür sind wir der Gemeinde dankbar.“ Uniper seinerseits steckt rund 12 Millionen Euro in den mit 30 Hektar größten Rekultivierungsabschnitt auf dem Westfeldgelände. Dieser Bauabschnitt 3 bildet den letzten Teil der Gesamtrekultivierung des Westfelds, die seit 2009 läuft.

Noch mehr Sicherheit gegen Wetterextreme

„Wir sind mit immer extremeren Wettereignissen konfrontiert. Seit Jahren bauen wir daher den Hochwasserschutz aus“, erklärt Bürgermeister Thomas Falter. Im Fokus liegt wieder der topographisch tiefste Punkt der Gemeinde, der sich in etwa beim Bauhof und im Bereich des Straßenzugs „Werk“ befindet. Vor Ort nehmen schon jetzt zwei neue und groß dimensionierte Rückhaltebecken große Mengen Oberflächenwassers auf. „Wir sind hier sehr gut abgesichert. Die letzten Jahre haben aber gezeigt, dass man sich besser noch mehr absichert“, verweist Bauamtsleiter Uwe Knutzen auf das neue Projekt. Im ersten Schritt wird ein über die Jahrzehnte funktionslos gewordener, größtenteils auch verrohrter Entwässerungsgraben (der sogenannte Grubenwassergraben Nord), der parallel zur Industriestraße auf dem Westfeldgelände verläuft, durch weitgehenden Neubau wiederhergestellt und soweit möglich als offenes Gewässer ausgebaut. Ähnlich einer Perlenkette entstehen an zwei Stellen neue offene, befestigte Sammelbecken für Oberflächenwasser, wie es bei großen Regenmengen auftritt, durch die der wieder enstandene Entwässerungsgraben hindurchfließt. Ein drittes Sammelbecken liegt außerhalb des Westfelds in einer natürlichen Senke, so dass dort keine expliziten Baumaßnahmen nötig sind. Diese insgesamt drei Sammelbecken, sogenannte Retentionsräume, werden in bewährter Form (wie schon bei vorangegangenen Rekultivierungsmaßnahmen von Uniper) als künftige Biotope gestaltet. Schließlich endet der künftige Hochwasserabfluss im hochwertigen Naturschutzgebiet des Hirtlohweihers, der über diese Maßnahme zusätzlich dringend benötigtes Frischwasser gegen die drohende Austrocknung durch die Klimaveränderungen bekommt.

Die Grundsubstanz des ehemaligen Entwässerungsgrabens stammt noch aus Zeiten des Braunkohleabbaus in der Region und ist manchen Vertreter*innen der älteren Generation auch als „Grubenwassergraben Nord“ bekannt. Die Arbeiten werden durch die Baufirma Kassecker aus Waldsassen ausgeführt, die vor Ort im Rahmen der Westfeldrekultivierung auch für Uniper im Einsatz ist. „Es macht vor allem wirtschaftlich, aber auch logistisch einfach Sinn, sich hier mit einzuklinken“, betont Wackersdorfs Erster Bürgermeister Thomas Falter. Die Koppelung beider Maßnahmen bringt wechselseitige Vorteile: So kann beispielsweise der Aushub des Grabens im Rahmen der Rekultivierung für die Modellierung der geplanten Hügellandschaft wiederverwendet werden. Die Verbindung von Graben und den vorhandenen Regenrückhaltebecken am Recyclinghof wird über eine Rohrleitung mit bis zu 1,8 Metern Durchmesser hergestellt. Das finale Gesamtkonstrukt funktioniert wie eine Überlaufkaskade Ablaufkette: Drohen die Rückhaltebecken am Recyclinghof vollzulaufen, wird das Wasser über das neue Rohrleitungssystem abgeleitet. Zunächst werden Graben und Retentionsräume geflutet, bevor das Wasser in den Hirtlohweiher mündet. Die Kosten für diesen Teil der Hochwasserschutzmaßnahme belaufen sich für die Gemeinde Wackersdorf auf insgesamt 1,8 Millionen Euro (davon 1,4 Millionen Euro in 2021). Auch das Staatliche Bauamt profitiert von der neuen Sicherheitsstufe. Über die neue Anlage wird das Oberflächenwasser von der Bundesstraße B85 aufgenommen.

Rekultivierungsabschluss Westfeld

Bagger, Planierraupen und schwere Kipper – die wieder angelaufenen Arbeiten gegenüber dem Knappensee, sind offensichtlich. Erstmals aufgefallen waren sie der Bevölkerung, als im Spätherbst 2018 der nun zu rekultivierende Westfeld-Damm vom Bewuchs freigeräumt wurde. Dem waren umfangreiche ökologische Bestandsaufnahmen und im Zuge vorgezogener ökologischer Ausgleichs-Maßnahmen weitreichende Sammel- und Umsiedlungsaktionen der vorhandenen Fauna vorausgegangen.

Jetzt nach Freigabe aller naturschutzfachlichen und behördlichen Genehmigungen soll bis Ende nächsten Jahres auch der dritte, mit rund 30 Hektar größte und letzte Bauabschnitt abgeschlossen sein. „Insgesamt werden wir seit Beginn der Rekultivierung des Westfelds im Jahr 2009 dann rund 55 Millionen Euro in den Gesamtabschluss investiert haben und, soweit die Maßnahmen alle erfolgreich und nachhaltig greifen, auch einen spürbaren Mehrwert für die Oberpfalz schaffen“, so OSL-Gesamtprojektleiter Stake. Nach dem Ende des Tagebaus hat sich die Region Schritt für Schritt zu einem deutschlandweiten Musterbeispiel für Rekultivierung entwickelt; das heutige Oberpfälzer Seenland rund um Murner See und Steinberger See ist nur eines von vielen Beispielen.

Hintergrund:

Insgesamt sieben Jahrzehnte war das Wackersdorfer Braunkohlerevier von bergmännischer Nutzung geprägt. Die Rekultivierung des Braunkohlereviers wie auch der Westfeld-Flächen lag bei der ehemaligen Bayerischen Braunkohleindustrie (BBI), dem Bayernwerk und E.ON, von der Uniper die Aufgabe übernommen hat. Die insgesamt über 80 Millionen Euro teuren Rekultivierungsmaßnahmen wurden 2002 begonnen, wobei das Westfeld-Rekultivierungsprojekt 2009 gestartet wurde. Den Abschluss der Rekultivierung bildet der dritte Bauabschnitt auf dem Westfeld-Damm, der im April dieses Jahres begonnen wurde. Bis Ende 2022 ist geplant, die Arbeiten abzuschließen. Auf dem insgesamt gut 80 Hektar großen, ehemals weitgehend ebenen, südlichen Wackersdorfer Braunkohle-Tagebaugebiet Westfeld wurden während der Betriebszeit des Kraftwerks Schwandorf-Dachelhofen (1930-2002) der im Kraftwerk benötigte Brennstoff Braunkohle erst abgebaut und in Teilbereichen später eigene und tschechische Braunkohlelieferungen gelagert. Die ausgekohlten Tagebaugruben wurden mit Abraum aus dem Braunkohleabbau und mit Kraftwerksasche sowie im Bereich des heutigen Westfeld-Damms mit Bauschutt und Abbruchmaterial einer ehemaligen Brikettfabrik und des Schwandorfer Kraftwerks verfüllt. Seit 2009 diente das Areal des Westfeld-Damms zum Teil als Lagerplatz für die benötigten Baumaterialien zur Rekultivierung der westlichen und nördlichen Westfeldbereiche mit dem Irlacher See.