Der letzte Feierabend: Die Berggeistwanderung 2024
Für die Bergleute war es längst traurige Gewissheit: Der 28. September 1982 wird zum letzten Arbeitstag in den Wackersdorfer Braunkohletagebauen. Danach ist Schluss, die Bayerische Braunkohlen Industrie (BBI) ein Stück Geschichte. Wie emotional dieses Ende in der Region aufgefasst wurde, ist heute kaum mehr nachvollziehbar. Immerhin war die BBI über Jahrzehnte Herz und Seele einer ganzen Region. Sie ernährte Familien, schaffte Zusammenhalt und prägte Wackersdorf nachhaltig. Otto Achatz und Ludwig Falter griffen an ihrem letzten Arbeitstag zu ihren Trompeten. Sie stellten sich auf einen der monströsen Schaufelradbagger und spielten das Feierabendlied – eine Szene die sich in das kollektive Bergbau-Gedächtnis Wackersdorfs einbrennen sollte. Und eine Szene, die im Rahmen der diesjährigen Berggeistwanderung ihre Renaissance erlebte.
„Jedes Jahr bauen wir eine neue Geschichte, ein neues Element in unsere Berggeistwanderung ein“, erklärte Organisator Fritz Falter von Knappenverein. Und so ertönte zum Ende der diesjährigen Veranstaltungen in der Ferne das Feierabendlied. „Vielen Dank an unseren Musikverein, der uns hier musikalisch unterstützte. Das war hochemotional!“, freute sich Falter. Aufgrund der positiven Resonanz fand auch die neue Szene des Vorjahres nochmal einen Platz in den diesjährigen Wanderungen: Im Jahr 1800 stieß der Wackersdorfer Schneidermeister Andreas Schuster beim Graben eines Brunnes zufällig auf Kohle – und legte damit unwissentlich den Grundstein für die folgende Industriegeschichte der Gemeinde Wackersdorf.
Beide Termine der Berggeistwanderung waren in diesem Jahr restlos ausverkauft. Die Organisatoren fühlen sich daher in ihrem Vorgehen bestätigt, wie Fritz Falter betont: „Wir überlegen schon jetzt, welche Neuerung wird im kommenden Jahr bringen können.“ Der Grundsatz der Wanderung bleibt dabei unberührt: Die Veranstaltung ist und bleibt gelebte und erlebbare Geschichte. 78 Jahre lang wurde in der Region Wackersdorf und Steinberg am See Braunkohle gefördert, insgesamt 185 Millionen Tonnen. Seit 1982 ist der Bergbau aus der Region verschwunden, doch das Bewusstsein für die Bedeutung der Braunkohle und die Tradition der Bergleute leben weiter. Die Termine für 2025 werden rechtzeitig über das Mitteilungsblatt und über die Online-Kanäle der Gemeinde bekanntgegeben.