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Rekultivierung und Hochwasserschutz: Teilabschluss

Die Rekultivierung des ehemaligen Westfelds wurde im Oktober abgeschlossen. Damit findet auch die „Baustelle in der Baustelle“ ein Ende: Die Gemeinde Wackersdorf investierte auf dem Gelände in den ersten Abschnitt einer groß dimensionierten Hochwasserschutz-Maßnahme für den tiefsten Punkt der Gemeinde – das Areal im Bereich des Bauhofs.

Die Rekultivierung des Westfelds

Nach nur 16 Monaten Bauzeit endeten die rund 12 Millionen Euro teuren Rekultivierungsarbeiten von Uniper im Bauabschnitt 03 des Westfeldgeländes entlang der Industriestraße. Arne Bayer, Leiter der Standortentwicklung bei Uniper, fasste das erfolgreiche Projektende zusammen: „Wir bei Uniper sind zutiefst überzeugt, dass sich der finanzielle Aufwand von rund 55 Millionen Euro in den vergangenen 13 Jahren für die Rekultivierungsarbeiten auf dem insgesamt 80 Hektar großen Westfeld voll und ganz gelohnt hat.“ Die Maßnahmen würden nachhaltigen und spürbaren Mehrwert für die Oberpfalz schaffen. Die Region habe neue, ökologisch wertvolle Räume erhalten. „Uniper ist eine mustergültige Revitalisierung einer ehemaligen, belasteten Industriebrache aus dem Braunkohletagebau gelungen“, so Bayer.

Die Frage der Nachfolgenutzung

Derzeit befindet sich das ehemalige und nun rekultivierte Westfeld im Eigentum von Uniper, die Fläche liegt zu etwa zwei Drittel innerhalb der Gemarkung der Gemeinde Wackersdorf und zu einem Drittel in Steinberg am See. Wie eine mögliche Nachfolgenutzung des Geländes aussehe, sei Gegenstand umfangreicher Gespräche, sorgfältiger Abwägungen und abhängig von Beschlüssen politischer Gremien, betonten die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden Wackersdorf und Steinberg am See sowie Schwandorfs Landrat Thomas Ebeling. „Es gibt auf dem Areal Chancen und Risiken, die wir ganz genau bewerten werden“, betonte Wackersdorfs Bürgermeister Thomas Falter, sein Steinberger Amtskollege Harald Bemmerl ergänzte: „Die Diskussionen über eine Nachfolgenutzung durch die beiden Kommunen werden in naher Zukunft mit Uniper geführt werden.“ Falter könne sich persönlich eine Nutzung unter den Schlagworten Natur und Energie vorstellen. Andreas Stake, Leiter des Uniper-Standorts Wackersdorf, verweist auf technische Einschränkungen: „Wir haben hier eine Deponie mit einer ca. 40 Zentimeter dicken Deckschicht. Alles, was mit Tiefbau zu tun hat, ist hier nicht realisierbar.“

Die Baustelle in der Baustelle: Hochwasserschutz für Wackersdorf

Innerhalb der großen Rekultivierungsmaßnahme schloss sich die Gemeinde Wackersdorf mit einem eigenen Bauprojekt im Westfeld an – in Form einer „Baustelle in der Baustelle“. Wackersdorf investierte entlang der Industriestraße in den Hochwasserschutz. „Es machte vor allem wirtschaftlich, aber auch logistisch einfach Sinn. Dank der Bereitschaft von Uniper, die für einen zukunftssicheren Hochwasserschutz für die Mitte und den Süden von Wackersdorf notwendigen Arbeiten auf ihrem Gelände vorzunehmen, konnten wir geschätzt einen niedrigen sechsstelligen Eurobetrag einsparen“, erläutert der Bürgermeister. Dadurch begrenze sich der finanzielle Aufwand der Gemeinde für diesen ersten Hochwasserschutz-Abschnitt auf rund 925.000 Euro. Die gemeindliche Baumaßnahme in die Rekultivierungsmaßnahmen nahtlos zu integrieren, erforderte sowohl von den kommunalen Planungsbehörden als auch von Uniper intensive Vorbereitungen. „Diese mustergültige Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Gemeinde ist für alle daran Beteiligten aller Ehren wert“, lobte Falter.

Zum Hochwasserschutz: Teil 1 einer großen Maßnahme

 „Wir bekommen es immer häufiger mit Wetterextremen und Starkregenereignissen zu tun, Prognosen gehen von weiteren Zunahmen aus. Dieser groß dimensionierte Ausbau des Hochwasserschutzes ist die logische Konsequenz daraus“, stellte Wackersdorfs Bauamtsleiter Uwe Knutzen fest.  Dazu wurde auf dem Westfeld parallel zur Industriestraße der ehemalige Grubenwassergraben Nord, ein über die Jahrzehnte funktionslos gewordener, größtenteils auch verrohrter Entwässerungsgraben aus den Zeiten des Braunkohleabbaus, auf 400 Meter Länge zu einem Hochwasservorfluter um- und ausgebaut. Im Rahmen der Arbeiten wurden die alten Verrohrungen entfernt und ein bis zu zwei Meter breiter und 50 Zentimeter tiefer Neubau, weitgehend als offenes naturnahes Gewässer, gebaut. Der dabei anfallende Aushub konnte zur Modellierung der neuen Hügellandschaft verwendet werden. Ähnlich einer Perlenkette sind zusätzlich zwei offene, befestigte Sammelbecken für große Regenmengen errichtet worden. Die Abflussgeschwindigkeit der Oberflächenwässer wird durch mehrere flache Kaskaden gebremst. Ein drittes Sammelbecken liegt außerhalb des Westfelds in einer natürlichen Senke, so dass dort keine expliziten Baumaßnahmen nötig sind. Diese insgesamt drei Sammelbecken, sogenannte Retentionsräume, sind in bewährter Form so angelegt, dass sie sich als künftige Biotope entwickeln können. Zielführend mündet der neue Hochwasserabfluss im hochwertigen Naturschutzgebiet des Hirtlohweihers, der über diese Maßnahme zusätzlich dringend benötigtes Frischwasser gegen die drohende Austrocknung durch die Klimaveränderungen bekommt.

In den folgenden zwei Jahren 2023/2024 werden die neu entstandenen Hochwasserschutz-Flächen und -Abläufe im ehemaligen Westfeld mit dem tiefsten Punkt der Gemeinde, dem Bauhof-Areal, verbunden. Hierzu wird durch die Gemeinde Wackersdorf ein sogenannter Hochwasserentlastungskanal entlang der B 85 und der Industriestraße installiert. Die Kosten dafür werden im anstehenden Haushaltsjahr 2023 mit ca. 1,6 Mio. Euro beziffert. Nach der Gesamtfertigstellung profitiert auch das Staatliche Bauamt von dieser neuen Hochwasserableitung, denn sie wird das Oberflächenwasser von der Bundesstraße B85 aufnehmen, wenn die Verbindung zwischen neuem Hochwasserabfluss und den vorhandenen Regenrückhaltebecken am Wackersdorfer Recyclinghof fertiggestellt ist.