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40 Jahre Verwaltungsgemeinschaft Wackersdorf-Steinberg am See

Am Donnerstag feierte die Verwaltungsgemeinschaft Wackersdorf-Steinberg am See 40-jähriges Jubiläum.

„Es wird eine Verwaltungsgemeinschaft Wackersdorf mit dem Sitz in Wackersdorf gebildet. Sie umfasst folgende Mitgliedsgemeinden: a) die Gemeinde Steinberg. b) die Gemeinde Wackersdorf.“ Dieser kurze Absatz findet sich im Amtsblatt der Regierung der Oberpfalz vom 15. April 1976. Der kleinen Textpassage ging ein langer und zeitweise schwerer Weg voraus. Im Zuge der Gebietsreform im Freistaat Bayern von 1971 bis 1980 wurde die Zahl der Gemeinden von 7004 auf 2050 reduziert, wovon auch der Landkreis Schwandorf betroffen war. Eine Lokalzeitung in der Region titelte Mitte der 70er Jahre: „Oberpfälzer Bezirksregierung will am 1.1.1976 von bislang 70 Gemeinden nur noch ein Dutzend im Landkreis Schwandorf haben / Zwei ‚Riesenstädte‘ geplant: Schwandorf sowie Burglengenfeld, Maxhütte-Haidhof, Teublitz / Monstergebilde (sic!) in Neunburg vorm Wald“. Mit den Zusammenlegungen sollte verhindert werden, dass Kleingemeinden mit unter 2.000 Einwohnern (vor der Reform in etwa 80%) ihre Dienstleistungen mittel- und längerfristig reduzieren müssten. Nicht selten hatten betroffene Gemeinden unterschiedliche Optionen zur Auswahl, im Falle Steinbergs standen neben der Bildung einer VG mit Wackersdorf noch die Eingliederung in die Gemeinde Wackersdorf oder die Eingliederung in die Stadt Schwandorf zur Wahl. Mit fast 70% der Stimmen für die Verwaltungsgemeinschaft fiel die Entscheidung der Steinberger für die Verwaltungsgemeinschaft recht deutlich aus (Die Wahlbeteiligung lag übrigens bei rund 30%. Die Ursache vermutete die Lokalpresse im verregneten Wetter des Wahltages). Nüchtern betrachtet muss aber auch festgehalten werden, dass Wackersdorf und Steinberg im Gegensatz zu vielen anderen „zusammengeworfenen“ Kommunen in Geschichte und Tradition eng miteinander verbunden sind. Die Bayerische Braunkohlen Industrie war Lebensmotor beider Gemeinden, man kannte sich von der Arbeit her, war in der gemeinsamen Tradition des Knappenvereins eng miteinander verbunden. Ein gemeinsamer Schulverband beider Gemeinden existierte und funktionierte bereits seit 1973. Trotz dieser Gemeinsamkeiten resultierte die Verwaltungsgemeinschaft mehr in einer „Zweckehe“ als einer „Liebesheirat“. Aber wie bereits die ehemaligen VG-Vorsitzenden Alfred Jäger und Jakob Scharf vor 15 Jahren zum 25-jährigen Jubiläum der VG witzelten, halte diese Art der Eheschließungen statistisch gesehen am längsten. Blickt man auf die vergangenen 40 Jahre zurück, behält die Statistik in diesem Fall Recht, gleichwohl die gemeinsamen Jahrzehnte zeitweise auch durch Tiefen geprägt waren. Ausgehend von der Frage, inwieweit die einzelnen Gemeinden mit unabhängigen Verwaltungen besser gestellt sein könnten, wurde zeitweise auch die Trennung erwogen. Inwieweit profitiert die kleinere Gemeinde Steinberg von der verhältnismäßig großen Verwaltung? Inwieweit ist das Umlagemodell über die Einwohnerzahlen, über das der VG-Haushalt finanziert wird, „gerecht“? Gibt es andere Umlagemodelle, von denen die ein oder andere Gemeinde stärker profitieren könnte? In einer gemeinsamen Präsentation zum 40-jährigen Jubiläum der VG betonte der stellvertretende Vorsitzende der VG und 1. Bürgermeister der Gemeinde Steinberg am See, Harald Bemmerl, dass rückblickend deutlich wurde, dass beide Gemeinden von der VG profitieren - Steinberg am See beispielsweise von der aktuellen Verwaltung, deren personeller Kompetenz und technischen Ausstattung sich eine eigenständige Gemeinde Steinberg am See in dieser Form nicht bedienen könnte. Andere Berechnungs- bzw. Umlagemodelle seien intensiv geprüft worden, jedes Mal mit ähnlichem finanziellen Ergebnis, aber teilweise deutlichen komplexeren Berechnungsgrundlagen. VG-Vorsitzender Thomas Falter fuhr fort: „Beide Gemeinden sehen sich auf Augenhöhe. Es gibt keinen ‚Juniorpartner‘. Beide Bürgermeister sprechen – entgegen dem rechtlich gültigen Begriff der Verwaltungsgemeinschaft Wackersdorf– von der „Verwaltungsgemeinschaft Wackersdorf-Steinberg am See.“ Die Gemeinden teilen sich mittlerweile mehr als „nur“ eine gemeinsame Verwaltung. Die Gemeinden nutzen beispielsweise eine gemeinsame Homepage oder App, veröffentlichen gemeinsame Veranstaltungskalender oder Programme für Schulferien und Familienwoche. Die beiden Museen der Gemeinden sind über den Museumslehrpfad miteinander verbunden, touristisch arbeitet man eng im Zweckverband Oberpfälzer Seenland zusammen, mit der Stadt Schwandorf teilt man sich ein interkommunales Gewerbegebiet. Einer der sichtbarsten Höhepunkte der Zusammenarbeit war der 2013 veröffentlichte Dokumentarfilm „Erben des Tertiär“, der die Geschichte beider Gemeinden dokumentiert. Die Verbundenheit reicht über die Rathausmauern hinaus, so decken zahlreiche Vereine beide Gemeinden ab: Musikverein, Tourismus- und Kulturverein, Pensionistenverein, Knappenverein, Jugendfördergemeinschaft Fußball, Heimatkundlicher Arbeitskreis (…).  Bei der Jubiläumsfeier im Mehrgenerationenhaus blickten die beiden VG-Vorsitzenden gemeinsam mit ihren Vorgängern, Landräten, ehemaligen und aktuellen Räten und Mitarbeitern nicht nur auf 40 Jahre VG zurück: „Beide Gemeinden bleiben eng in der VG verbunden, die Gemeinden behalten in der Zukunft aber ebenso ihre Eigenständigkeit“, so Thomas Falter. Die VG sei eine Erfolgsgeschichte, was in den 70errn „zusammengeworfen“ wurde, sei über die Jahrzehnte bis heute zusammengewachsen.

Umrahmt wurde die Abendveranstaltung durch den Musikverein Wackersdorf-Steinberg am See e.V.. Zum Abschluss sangen alle Anwesenden gemeinsam das Steigerlied und schlugen den Bogen zurück in die Entstehungszeit der Verwaltungsgemeinschaft Wackersdorf-Steinberg am See.

40 Jahre VG Wackersdorf-Steinberg am See: Die Vorsitzenden

Josef Ebner(1978-93), Alfred Jäger (1993-2011), Thomas Falter (seit 2011)

Stellv. Vorsitzende:

Max Hauzenberger (1978-1984), Jakob Scharf (1984- 2014), Harald Bemmerl (seit 2014)

40 Jahre VG Wackersdorf-Steinberg am See in Zahlen

Einwohner: 5022 (1978) – 7288 (2018)

Mitarbeiter der Verwaltung: 8 (1978) – 30 (2018; verteilt auf 21,6 Stellen) und ein Azubi

VG-Haushalt: 489.109,18 DM (1978) – 1.732.300 Euro (2018)

Kaffeekonsum im Rathaus: 4.000 Tassen (1978) – 15.500 (2018)

Foto: (v.l.) Harald Bemmerl (stellv. VG- Vorsitzender), Alfred Jäger (ehem. VG-Vorsitzender), Horst Kaindl (Mitglied des 1. VG-Rats), Altlandrat Volker Liedtke, Landrat Thomas Ebeling, Max Politzka (Mitglied des 1. VG-Rats), Jakob Scharf (ehem. stellv. VG- Vorsitzender), Thomas Falter (VG-Vorsitzender) bei der Feier zum 40-jährigen Jubiläum der VG Wackersdorf-Steinberg am See vor dem Wackersdorfer Mehrgenerationenhaus